Esther änd Dominik ar going tu Niusiländ. Änd hir is sö pleis tu ried all sö sings dät dei häf egspiriensd. Fönni storis, brefteiking ädwentschörs änd matsch mor. Iur komments ar wellkom of kors!

Dienstag, Juli 18, 2006

Powhiri

Am Montag bin ich im Waipapa Marae der Universität von Auckland mit einem Powhiri offiziell begrüsst worden. Ein Marae ist ein heiliger Ort, an dem man sich trifft, wichtige Angelegenheiten bespricht, heiratet, Gäste begrüsst oder Geburtstag feiert. Das Wort Marae könnte man etwa mit Rütli übersetzen, also eine Fläche, die gerodet ist, wo es Platz hat. Auf dem Waipapa Marae steht ein Haus, Tane-Nui-A-Rangi, das man auf diesem Bild sieht. Wer dort begrüsst und aufgenommen wird, der ist fortan auch dort zuhause, Waipapa Marae ist dann sein Marae. Damit wir (alle Uni-Neuankömmlinge des letzten Halbjahres, Studis ausgenommen) das auch richtig machen, gab es in der Woche davor noch einen Crashkurs "Wie benimm ich mich bei einem Powhiri". Um neun Uhr morgens haben wir, die Manuhiri, die Gäste, uns vor den Toren des Marae eingefunden. Beim Haus standen die Tangata Whenua, die Gastgeber. Dort hat dann eine Frau das Karanga gerufen, das Zeichen dass wir eintreten können. Auf halben Weg zum Tane-Nui-A-Rangi haben wir innegehalten um den Verstorbenen dieses Marae zu gedenken und sind dann ins Tane-Nui-A-Rangi eingetreten. Dort haben wir die Gastegeber mit Hongi begrüsst. Man tritt aufeinander zu, reicht sich die rechte Hand und presst die Nasenspitzen sanft aufeinander. Dabei senkt man den Blick. Der Kopf ist tapu, unberührbar (daher kommt das Wort "tabu"!), und mit dieser Berührung wird klar, wie offen und intim diese Willkommenszeremonie ist. Man wird wirklich aufgenommen. Danach setzt man sich den Gastgebern gegenüber. Während beim Eintreten auf beiden Seiten die Frauen rufen, ist es jetzt an dem Männern, Reden zu halten, die Gäste zu begrüssen beziehungsweise sich zu bedanken und vorzustellen. Jede Seite hält eine Rede und singt im Anschluss ein Lied. Natürlich konnte ich mich im Crashkurs nicht zurückhalten und den Job für die Rede der Gäste übernommen, die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen! Man hat mir auch gesagt, dass es absolut passend ist, wenn ich meine Rede in Baslerdeutsch halte. Das habe ich dann auch getan und mich bedankt für diese Aufnahme ins Waipapa Marae. Dann haben wir gesungen.
E hara i te mea
no inaianei te aroha
no nga tupuna
tukua iho tukua iho
Und dann habe ich das Koha überreicht, ein Geschenk für die Gastegeber. Das ist üblicherweise Geld, das gesammelt wird und dann in einem Umschlag überreicht wird. Dann gabs Kaffee und Kuchen und geselliges Beisammensein.

So ist das gewesen. Dabei gibt es immer wieder leichte Abweichungen vom Protokoll. Die Dame, die uns beim Crashkurs instruiert hat meinte dazu: "just go with the flow!" Und ich kann Euch sagen, es ist eine schöne Zeremonie. Ich glaube es gibt wenige Orte auf dieser Erde, wo man so vorbehaltlos aufgenommen wird. Das zeugt von einem grossen Respekt, den ich natürlich erwidern möchte.

Die Wahrheit sieht in Neuseeland natürlich ein wenig anders aus. Am Fernsehen zeigen sie "Borderline", eine Sendung in der ein Kamerateam den Einwanderungsbehörden zuschaut, wie sie illegal eingewanderte Brasilianer in Ketten legen und Thailänderinnen in Ausschaffungshaft nehmen. Wenn man das so sieht, dann muss man sagen, die Schweiz ist ja wirklich lieb mit ihren Asylanten... Sowas gibts hier glaub ich gar nicht.

was ihr dazu meint:

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